Alles fest im Blick

Nein, schlaflose Nächte bereite ihm das Luisenpark-Sanierungsprojekt „Neue Parkmitte“ nicht, sagt Philipp Goldschmidt. „Ganz im Gegenteil!“ Es ist ein riesiges Unterfangen, das voraussichtlich ab Oktober dafür sorgen wird, dass Mannheims beliebter Park noch schöner wird. Nicht nur für die anstehende Bundesgartenschau im Jahr 2023, bei der er neben dem Spinelli-Gelände eine Rolle spielen wird, sondern auch darüber hinaus. Als Projektleiter ist der Architekt Philipp Goldschmidt seit Frühling 2019 für die Stadtpark Mannheim GmbH in den Bereichen Neubau und Sanierung tätig. Er hat, gemeinsam mit seinem Team, zu dem zwei weitere Architekten zählen, das Baugeschehen fest im Blick – was bei dieser Komplexität gar nicht so einfach ist.

Der Weg zum „Zoo-Architekten“
Mit Philipp Goldschmidt – eigentlich Dr. Philipp Goldschmidt, aber den Titel lässt er in seiner bescheidenen Art gerne weg – hat sich die Stadtpark-Gesellschaft, die für den Luisen- und den Herzogenriedpark verantwortlich ist, jemanden mit wertvollen Kenntnissen auf dem Gebiet Zoo-Architektur ins Boot geholt. Seine Doktorarbeit hat der 40-Jährige vor rund zehn Jahren über Großkatzengehege geschrieben. Davor absolvierte er das Fachhochschuldiplom in Architektur, wobei er das Elefantenhaus im Heidelberger Zoo zum Thema seiner Abschlussarbeit machte. Im Anschluss folgte ein Universitätsdiplom. Und auch in dieser Diplomarbeit fokussierte er mit dem Karlsruher Tropenhaus auf ein Zoo-Thema. Wie kommt´s zu der ungewöhnlichen Verbindung von Zoo und Architektur? Philipp Goldschmidt überlegt kurz und sagt: „Die Herausforderung reizt mich, den Bedürfnissen der Tiere so gut wie möglich nachzukommen.“

Der Projektleiter als Bindeglied
Ihm bereite es jedenfalls große Freude, wie er erklärt. Neben der „Neuen Parkmitte“, die unter anderem den Neubau eines Pinguingeheges, eines Aquariums, einer Gastronomie und einer großen Vogelvoliere sowie die Sanierung des Pflanzenschauhauses beinhaltet, kümmert sich der Projektleiter um den Abriss und Neubau eines Wirtschaftsgebäudes der Tierpflege und den Neubau eines Betriebshofs der Gärtner. Beides wird ebenfalls im Rahmen der „Neuen Parkmitte“ notwendig. „Bei solch großen Projekten ist es üblich, dass ein Projektleiter als Kontrollorgan eingesetzt wird“, erläutert Philipp Goldschmidt, der sozusagen als Bindeglied zwischen Luisenpark und Planer fungiert.

Bauen im Park: gar nicht so einfach
Und trotzdem keine schlaflosen Nächte? Es liege an den Menschen und Parkmitarbeitern. „Sie lassen sich alle mitreißen und freuen sich darauf, dass etwas Neues kommt“, schwärmt der 40-Jährige und fügt hinzu: „Wenn ich ein Fußballstadion oder ein Haus bauen sollte, würde mir das nicht die gleiche Freude bereiten.“ Eventuell wäre das jedoch einfacher, da keine Tiere mit im Spiel sind, die nicht wie Menschen ihre Bedürfnisse äußern können. Zoo-Architekten müssen somit bei ihren Projekten einiges berücksichtigen, was die Häuslebauer möglicherweise nicht unbedingt auf dem Schirm zu haben brauchen. „Tiergehege müssen zum Beispiel tiergerecht sein“, so Philipp Goldschmidt. Was bedeute, dass Auflagen zu beachten sind. Darüber hinaus müssen auch die Tiere berücksichtigt werden, die auf den umliegenden Flächen leben. „Die im Luisenpark verbreiteten Störche brauchen beispielsweise während der Bauzeit vorübergehend geeignete Ersatz-Nistplätze, wenn ihre Nester von den Umbauten betroffen sind.“ Dafür ist unter anderem eine Abstimmung mit der Höheren Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums in Karlsruhe notwendig. Gemeinsam mit einem Artenschutzgutachter werden geeignete Ersatz-Nester aufgestellt.

Organische Gebäude passen sich der Natur an
Auch der weitgehende Erhalt des teils sehr alten Baumbestands im Luisenpark ist laut Philipp Goldschmidt besonders wichtig. Dabei kommt den Verantwortlichen das Vorhaben der Gewinner des Architekturwettbewerbs zugute, deren Pläne nun Grundlage für den Bau der „Neuen Parkmitte“ sind. Sie haben die Gebäude mit einer organischen Form geplant. Heißt, dass sie nicht geradlinig sind, eher fließend, naturnah. „Mit geradlinigen Formen wäre man immer in einem räumlichen Raster gefangen. Steht ein Baum auf dem Baugelände, ist es schwieriger, mit so einem Gebäude zurückzuweichen oder es so anzupassen, dass es sich an die Natur anpasst“, erklärt der Architekt. Bei organischen Gebäuden mit weichen Kanten sei das eher möglich. Da könne man durchaus ausweichen, indem man beispielsweise eine Kante etwas zurückzieht. „Wir können so mit den Gebäuden und der Natur drumherum sensibel umgehen. Das funktioniert gut.“

Doch erstmal werden noch einige, hoffentlich weiterhin nicht schlaflose Nächte vergehen, bis die Projekte des Luisenparks umgesetzt sind. Spätestens 2023, wenn die Bundesgartenschau loslegt, soll alles fertig sein.