Kamelien im Chinesischen Garten

Fernöstlicher Blütenzauber im Herbst

Die Kamelie

Seit der Entstehung des Chinesischen Gartens im Jahr 2001 blühen in diesem Bereich einige Kamelien. Als die Kulturpflanzen des asiatischen Raumes fügen sie sich hier besonders gut ein und blühen in allen erdenklichen Farben. Das besondere bei den Kamelien ist, dass es viele, viele Arten und Sorten gibt, die insgesamt tatsächlich das ganze Jahr über blühen. Die floralen "Wahl-Mannheimerinnen" aus Asien wechseln sich im wahrsten Sinne des Wortes mit der Blüte ab. Und wenn sich das Laub im Herbst langsam verfärbt und die Blüte im Luisenpark zurückgeht, machen sich die Kamelien im Chinesischen Garten bereit für ihren großen Auftritt: zahlreiche herbst- und winterblühende Kamelien zeigen je nach Sorte ihre farbenprächtigen Blüten in Rot, Weiß und Rosa von Herbst an über den ganzen Winter bis ins Frühjahr hinein. Also genau dann, wenn sonst eher wenig blüht. Unbedingt vorbeischauen!

Kamelien im Luisenpark
Bild: Anke Koschitz

Eine Pflanze mit Kultur

Die Kamelie ist eine besondere Pflanze: Ursprünglich aus Südostasien gehört sie zur Familie der Teestrauchgewächse. Ihre Arten tragen Namen wie „Coral delight“ oder „Drama girl“ und sind längst nicht mehr nur geheime florale Stars: Die Kamelie ist in Nordeuropa mittlerweile fast zur Trendpflanze avanciert. Lange vor ihrem Einzug in die europäische Gartenkultur erregte ihr Wesen schon Aufsehen. Für den Literaten Alexandre Dumas d.J. war sie im 19. Jh. Namensgeberin seines bekanntesten Romans und wurde damit zu dem Symbolbild weiblicher Liebe & Stärke. Der italienische Opern-Gigant Giuseppe Verdi setzte ihr mit „La Traviata“ ein unvergessenes musikalisches Denkmal. Eine Pflanze, die die geheime Hauptrolle in den hohen Künsten spielt, muss, so viel ist offenbar, das gewisse ambivalente Etwas besitzen!

Mit viel Platz im Luisenpark

Und davon wurde auch die Gärtnerische Leiterin des Luisenparks, Ellen Oswald, schnell überzeugt. Als sie bei den letzten Schneeglöckchentagen auf die Kamelienexpertin Anke Koschitz, Direktorin der Internationalen Kameliengesellschaft ICS für Deutschland und Österreich, traf, war ein Plan schnell geschmiedet: Im mittleren Bereich des Chinesischen Gartens legte das Team Grün Luisenpark im März 2021 einen ganzen Kameliengarten an und erweiterte so die bestehende kleine Sammlung im Inneren des Chinesischen Gartens. Eine große Erweiterung wurde im Sommer 2021 gemacht im Bereich zwischen Chinesischem Garten und Neckar: Direkt hinter dem Mondtor und dem östlichen Pagodengang blühen nun auf 800 Quadratmetern Fläche spezielle Kameliensorten bis in den Winter hinein: in den prächtigsten Farben, mit immergrünen Blättern. Damit wurde der besonderen Pflanze, die ursprünglich aus Fernost stammt, eine passende neue Bühne im Luisenpark geschaffen.

BU: Weiß wie Schnee: Winterblühende Kamelie am Mondtor.
Weiß wie Schnee: Winterblühende Kamelie am Mondtor.
Mit Anke Koschitzwar zudem eine kompetente Partnerin gefunden, die den Aufbau des Kameliengartens maßgeblich unterstützt hat. Sie hat wertvolle Pflanzenspenden beigesteuert und wird das Projekt auch weiterhin begleiten. Mitglieder der Gesellschaft folgten zudem ihrem Aufruf und so kamen Pflanzenspenden von Privatleuten aus dem ganzen Bundesgebiet zusammen. Auch Unternehmen wie Bauhaus haben eine Kamelie gespendet: Sie ist mittlerweile knapp fünf Meter hoch gewachsen. Im Oktober 2021 wurde der neue Kameliengarten offiziell eröffnet – pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum des Chinesischen Gartens.

Der Kameliengarten: Seit 2023 "Garden of Excellence"

Diesem außerordentlichen gärtnerischen Kleinod, das passend zur Kulturgeschichte der präsentierten Blumen sogar mit originalgetreuer Architektur aufwarten kann, wurde nun eine besondere, international relevante Auszeichnung zuteil: Die ICS, die "International Camellia Society", verlieh dem Mannheimer Kameliengarten im Luisenpark im Februar 2023 den offiziellen Titel des „Exzellenzgartens“. Die Kameliensammlung im Chinesischen Garten des Luisenparks überzeugte die Jury so sehr, dass viele Mitglieder nicht einfach ihre Zustimmung zur Nominierung kundtaten, sondern die Dokumentation der Anlage mit ihrer vielfältigen Kameliensammlung (240 an der Zahl) in einer authentischen asiatischen Architektur über die Maßen lobten. Im März des Jahres wird die Kameliensammlung nun in Italien dem Internationalen Kamelienkongress vorgestellt. Mindestens 200 unterschiedliche Sorten mussten dafür gepflanzt werden, viele davon mussten bezeichnet werden, darunter etwa die traditionell wohlduftende Sasangua, was übersetzt aus dem japanischen "Tee des Berges" bedeutet.

Keine Diva

BU: Blüte über den Winter bis ins Frühjahr hinein: llen Oswald mit Kamelien im Chinesischen Garten.
Blüte über den Winter bis ins Frühjahr hinein:
Ellen Oswald mit Kamelien im Chinesischen Garten.
Im Kameliengarten des Luisenparks stehen herbstblühende Kamelien der Art Camelia sasanqua und winterblühende Kamelien (Camelia japonica) gemischt zusammen. „Die Herbstsorte ist die unbekanntere Pflanze. Sie ist meist kleinblütiger und hat auch etwas kleinere Blätter, aber einen tollen erdig weichen Duft und eine langanhaltende Blüte“, schwärmt Ellen Oswald. Windgeschützt, an halbschattigem Standort in leicht saurer Erde kann die Kamelie in unseren Breiten durchaus zu einem bis zu vier Meter hohen Baum wachsen. „Man darf sie nur nicht komplett austrocknen lassen, auch nicht im Winter“, empfiehlt Ellen Oswald.

Hier lang zum Kamelien-Video...

Noch mehr Blüte im Chinesischen Garten: Päonien

Neben den Kamelien gibt es im Chinesischen Garten in Sachen Blüte einiges mehr zu bestaunen: Bambus, Schilfgras und natürlich die farbenprächtigen Päonien, die alljährlich im Mai ein ästhetisches Feuerwerk an Gelb-, Weiß-, Pink- und Rottönen entwickeln. In voller Blüte strahlen sie mit halb und dicht gefüllten Köpfen in den herrlichsten Farbabstufungen von gelb über weiß, rosa und rot bis hin zu purpur und violett auf rund 5000 Quadratmetern Gartenanlage um die Wette. Seit über 2000 Jahren wird die edle Zierpflanze in ihrem Ursprungsland China kultiviert und ist dort von sehr großer Bedeutung, symbolisiert sie doch als „Blume der chinesischen Kaiserin“ auch heute noch Wohlstand und Reichtum. Erst relativ spät gelangte die hierzulande als Pfingstrose bezeichnete Strauch- oder Staudenpflanze zu uns, wurde jedoch sehr schnell zu einer beliebten, wenn auch in Pflege anspruchsvollen, Gartenpflanze.